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micelab:bodensee erarbeitet Modelle für eine robuste MICE-Branche

Das micelab:bodensee ging im sechsten Forschungsmodul der Frage nach, wie eine gute Balance zwischen sinnstiftender Arbeit und wirtschaftlicher Notwendigkeit aussieht. Mithilfe der Theory-U-Methode erarbeiteten dazu 16 Mitglieder des Netzwerks neue Geschäfts- bzw. Arbeitsmodelle für die MICE-Branche.

|  micelab:bodensee: Im Format "World Café" wird jeder und jede gehört (c) Michael Gleich

|  Begegnung und Austausch auf Augenhöhe ist eine Grundhaltung im micelab:bodensee (c) Michael Gleich

|  Mithilfe der Theory U erarbeitete das Netzwerk micelab:bodensee neue Arbeits- und Geschäftsmodelle für die MICE-Branche (c) Michael Gleich

|  Im sechsten micelab:explorer setzten sich die Mitglieder mit dem Spannungsfeld von Sinnhaftigkeit und Wirtschaftlichkeit in der MICE-Branche auseinander (c) Michael Gleich.

„Die MICE-Branche hat sich von der Krise zwar erholt. Dennoch wissen wir und wussten schon davor, dass klassische Geschäftsmodelle erodieren und wir den Menschen neue Angebote machen müssen, um langfristig erfolgreich zu sein. Dazu braucht es eine echte Veränderung, eine Transformation“, betont Urs Treuthardt, Präsident des Bodensee Meeting e. V.

Der Verein ist Träger des Forschungsnetzwerks "micelab:bodensee". Die erste interaktive Forschungs- und Weiterbildungsplattform für Veranstalter:innen im deutschsprachigen Raum beschäftigt sich bereits seit gut 15 Jahren mit einer lebendigen, sinnstiftenden Veranstaltungskultur - sowohl im Forschungsmodul "micelab:explorer" als auch in der Praxis und Vermittlung.

Während die bisherigen Labore auf den Menschen, die innere Haltung und das Lernen fokussierten, widmete sich das sechste Forschungsmodul der konkreten Frage: „Wie sieht eine gute Balance zwischen sinnstiftend arbeiten und wirtschaftlicher Notwendigkeit aus?“ Diana Oser von collaboratio helvetica unterstützte den Prozess mithilfe der Theory U – einer Kreativ-Methode, die ganzheitliche Veränderungen in Menschen, Teams und Organisationen bewirkt sowie neue Lösungen freilegt.

Nachhaltigkeit als gemeinsamer Nenner

16 Mitglieder aus dem micelab-Netzwerk erarbeiteten im zweieinhalb-tägigen Labor in Gaienhofen (Landkreis Konstanz) drei Arbeits- und Geschäftsmodelle, die eines gemeinsam haben: Sie sind sinnstiftend.

Im Laufe des Prozesses verständigten sich die Forscher:innen darauf, „Sinnstiftung“ mit der Erreichung der SDGs (Sustainable Development Goals) gleichzusetzen - den 17 Nachhaltigkeitskriterien der Vereinten Nationen. „Diese Ziele sind global gesehen am dringlichsten. Wenn wir draußen etwas verändern wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen“, ist Urs Treuthardt überzeugt.

Die Forscher:innen entwickelten im Prozess drei Prototypen: Im ersten Modell dienen die SDGs als messbare Kriterien für sinnstiftende Arbeit, im zweiten Modell sind sie die Grundlage im Umgang mit der Ressource Mitarbeiter:innen und im dritten Modell geht es um die nachhaltige Weiterentwicklung der Bodenseeregion, die mit einer eigenen Veranstaltungsreihe forciert werden soll.

Modell 1: Sinnstiftung und Wirtschaftlichkeit

Zunächst erarbeiteten die Teilnehmer:innen in World Cafés, wie das Spannungsfeld zwischen Sinnstiftung und Wirtschaftlichkeit in ihren Unternehmen erlebt wird. Sie deckten Muster, Potenziale, Herausforderungen und Gemeinsamkeiten auf. Daraus ergaben sich drei Themenfelder, aus denen die Gruppen die neuen Modelle erarbeiteten. Diese setzen auf drei Ebenen an - im Unternehmen, bei den Mitarbeiter:innen und in der Region.

Um die SDGs in einem einzelnen Unternehmen umzusetzen, ist das Engagement aller Mitarbeiter:innen nötig. Sie überprüfen regelmäßig den Stand anhand von Checklisten - von der Müllvermeidung bis zur Zufriedenheit der Mitarbeiter. In einem Folgetermin wollen die Mitglieder des micelab:bodensee jene SDGs definieren, an denen sie konkret arbeiten.

„Wir wollen kein Green Washing, sondern uns ernsthaft – und vor allem auch messbar – weiterentwickeln“, erklärt Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforum Konstanz: „Damit können wir unseren Kunden und Geldgebern gute Argumente für Veranstaltungen liefern, die weit über die Raumvermietung hinausgehen und wirklich Sinn stiften. So schaffen wir auch ein neues Verständnis von Wirtschaftlichkeit, die wir an den erzielten SDG-Effekten festmachen können.“

Modell 2: Gelebte micelab-Kultur

Die Mitarbeiter:innen sind die wichtigste Ressource eines Kongresshauses, lautet die These der zweiten Arbeitsgruppe. „Deshalb müssen wir ihnen sinnstiftendes Arbeiten ermöglichen, indem wir das passende Umfeld bieten: gute interne Begegnungskultur, Geduld, Wertschätzung – also die micelab-Werte wirklich leben“, schildert Matthias Klingler, Leiter des Graf Zeppelin Hauses in Friedrichshafen.

Botschafter:innen im Unternehmen könnten die Rolle übernehmen, Onboarding-Prozesse im micelab-Gedanken zu gestalten, Azubis zu micelab-Veranstaltungen zu bringen oder die sinnstiftende Unternehmenskultur bereits in Stellenanzeigen zu kommunizieren.

Die Dringlichkeit des Themas liege auf der Hand. „Der Tourismus kämpft aufgrund der Tarife und Arbeitszeiten mit einem schlechten Image. Gerade die Generation Z sucht nach sinnvollen Tätigkeiten.“ Eine positive Arbeitshaltung strahle nach innen und nach außen aus, was sich letztlich betriebswirtschaftlich niederschlagen würde, ist Klingler überzeugt.

Modell 3: Weiterentwicklung der Bodenseeregion

Die dritte Arbeitsgruppe beschäftigte sich mit der Entwicklung einer Veranstaltung bzw. Veranstaltungsreihe, die die nachhaltige Entwicklung der Bodenseeregion vorantreibt. „Dabei geht es nicht darum, anderen zu sagen, wie sie die SDGs umsetzen sollen. Das muss jeder für sich definieren. Was wir aber vermitteln können, ist die gute Begegnungskultur und Kooperation, die wir im micelab:bodensee seit vielen Jahren praktizieren“, erklärt Chiara Rossi, Leiterin von St.Gallen-Bodensee Convention.

Das micelab:bodensee besteht aus Kongresshäusern und Convention Bureaus, die im Wettbewerb stehen. Dennoch arbeiten diese effektiv auf Augenhöhe zusammen und tauschen sich aus, um die MICE-Branche weiterzuentwickeln und gemeinsam eine größere Strahlkraft zu erreichen. „Diese Kompetenz können wir nutzen, um Firmen und Institutionen zusammenzubringen, die die gleichen Ziele verfolgen. Sie sollen den Wettbewerbsgedanken ablegen und die Kräfte bündeln“, stellt sich Rossi vor.

Die nächsten Schritte

Als nächstes will das micelab:bodensee nun Prototypen auswählen, diese weiterentwickeln und schließlich testen. Ob es alle sind, ist noch offen: „Die Umsetzung solcher Projekte ist immer eine Frage der Ressourcen. Diese freizumachen und das laufende Geschäft aufrechtzuerhalten, stellen wir uns nun als Aufgabe für die kommenden Wochen“, sagt Urs Treuthardt.

Fixstarter ist das Projekt zur Umsetzung der SDGs in den Unternehmen. Dazu gibt es bereits einen gemeinsamen Termin im Oktober im Würth Haus Rorschach. Es sollen die SDGs für die MICE-Branche übersetzt und neue Messgrößen für erfolgreiche Veranstaltungen definiert werden, die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Kriterien berücksichtigen. Infos: www.micelab-bodensee.com. (red)





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