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abta Lounge: „Unsichtbare Risiken“ auf Reisen

Tropenkrankheiten und Internetbetrug als „unsichtbare Risiken“ waren Thema der jüngsten abta Business Travel Lounge im spektakulären Sofitel Vienna Stephansdom, zu der abta-Präsident Hanno Kirsch wieder viele Mitglieder und Gäste begrüßen konnte.

Auch wenn die Tropenkrankheiten, von Ebola bis Dengue-Fieber, ein Unglück sind – wirklich gefährlich sind sie für den Geschäftsreisenden nicht, gab der bekannte Reisemediziner Prof. Herwig Kollaritsch grundsätzlich Entwarnung.

Ähnlich verhält es sich mit der Cyberkriminalität. Bei genügend Aufmerksamkeit lassen sich die ärgsten Bedrohungen durch den um sich greifenden Internetbetrug gut vermeiden, so der zweite Hauptredner des Abends, der Chefkriminologe Mag. Claus P. Kahn.

Nach den beiden spannenden Referaten bot das außergewöhnliche Ambiente des Hotels die ideale Kulisse für ein ausgedehntes Networking der Geschäftsreisemanager, zu dem General Manager und Hausherr Alexander Moj geladen hatte.

„Ebola war nie eine Gefahr für Touristen“

Kaum etwas hat in jüngster Zeit eine so starke mediale Aufmerksamkeit erregt wie die Ebola-Seuche in Westafrika. So bedauerlich die einzelnen Fälle auch sind, so sei die mediale Aufregung zum Höhepunkt der Epidemie im Verhältnis zu anderen Bedrohungen doch übertrieben gewesen. Anders als Pfleger und die Familienangehörigen der Opfer waren Touristen oder Geschäftsreisende nie wirklich gefährdet, rückte Univ.-Prof. Herwig Kollaritsch, Leiter des Zentrums für Reisemedizin, die Sachlage zurecht.

Während ein Ebola-Kranker im Schnitt zwei andere Personen ansteckt, sind dies bei einem an Masern erkrankten Menschen 18 weitere Personen. „Beachten Sie alle Vorsichtsmaßnahmen. Aber lassen Sie sich nicht verunsichern“, so Kollaritsch. Mitunter werde aus einer medizinischen Mücke ein medialer Elefant gemacht. Durchfall ist hingegen immer noch die mit Abstand am häufigsten erlittene Reisekrankheit. „Und es gibt nichts besseres für die Verbreitung der Influenza, als der Aufenthalt auf einem internationalen Flughafen“.

Impfung hilft gegen Chikungunya- und Dengue-Fieber

Eine Erkrankung, die ebenfalls eine Hysterie ausgelöst hat, war SARS. Diese ist heute abgelöst durch MERS-CoV (Middle East Respiratory Syndrome) mit derzeit rund 1.100 Fällen. Diese Krankheit, deren Wirt bestimmte Fledermäuse sind, nimmt einen zyklischen Verlauf. „Wir werden also noch eine Zeit lang damit leben müssen“, meinte Kollaritsch. Wegen des intensiven Flugverkehrs zum arabischen Raum werde es immer wieder Einzelimporte geben, aber keine Epidemie-Gefahr.

Stärker ansteckend (mit dem Faktor 4) als Ebola ist das Chikungunya-Fieber. Derzeit sind mehr als eine Million Verdachtsfälle aus 41 Ländern gemeldet. Dank guter Impfstoffe besteht keine Lebensgefahr, allerdings drohen 10 bis 15 Prozent der Betroffenen bleibende Gelenksbeschwerden. Auch das Dengue-Fieber, eine hochfieberhafte Allgemeinerkrankung mit starken Muskelschmerzen, an der sich jährlich rund 390 Millionen Menschen neu infizieren, ist für Reisende durch Impfung in Schach zu halten.

Deutlich weniger Todesfälle durch Malaria

3,2 Milliarden Personen sind durch die gefürchtete Malaria gefährdet. Erfreulicherweise ist die Zahl der Todesfälle gegenüber 1995 in Relation zur Weltbevölkerung um ein Drittel zurückgegangen, weil viel Geld (1,7 Milliarden US-Dollar pro Jahr) in die Bekämpfung gesteckt wurde. Am meisten geholfen haben aber imprägnierte Moskitonetze. „So ein Netz hält 12 Monate und ist im Grunde wahnsinnig billig“, so Kollaritsch.

War Malaria früher eine klassische Touristenkrankheit, so sind es heute meist die „visiting friends and relatives“, die bei ihren Heimatbesuchen kein Gefahrenbewusstsein mehr entwickeln und daher zu einer leichten Beute der Stechmücken werden. Insgesamt ist die Abnahme der Krankheit aber recht deutlich, unterstrich der Experte. Nähere Infos können unter www.reisemed.at jederzeit abgerufen werden.

Internet-Kriminalität: Jeder ist angreifbar!

„Denken Sie bitte daran: Jeder ist angreifbar“, schärfte Claus P. Kahn den Zuhörern gleich zu Beginn seines Vortrages ein. Die Betrüger sind Überzeugungstäter, die es verstehen, sich die Schwächen ihrer Opfer zunutze zu machen. Im Einzelnen befasste sich der Leiter des Kompetenzzentrums für Wirtschaftskriminalität im Bundeskriminalamt ausführlich mit den einzelnen Spielarten des Internetbetrugs – vom Vorauszahlungsbetrug bis zur extrem starken Präsenz der Täter in den sozialen Medien.

Generell habe man es bei der Bekämpfung mit dem Big Data-Problem, den immensen Datenmengen im Internet, zu tun. So werden, wie Kahn ein Beispiel nannte, pro Minute weltweit rund 168 Millionen E-Mails versendet, von denen 60 bis 80 Prozent ungeliebter Spam sind.

Viele kleinere Betrugsfälle werden nicht angezeigt

In Österreich bewege sich die Computerkriminalität „im 10-Jahres-Vergleich auf sehr niedrigem Niveau“, konnte Kahn sein Publikum beruhigen. Von rund 9.000 Fällen an Cyberkriminalität (Hacking, Mobbing, u.a.) waren zuletzt 6.600 echte Internet-Betrugsfälle. Allerdings kommen längst nicht alle Fälle zur Anzeige: „Die Täter erwarten meist zurecht, dass die Betroffenen bei einer Schadensumme bis 40 oder 50 Euro nicht reagieren und den Internetbetrug hinnehmen“.

Die Polizei hat ein eigenes Cybercrime-Kompetenzzentrum mit 30 Mitarbeitern eingerichtet. 305 Beamte sind in der generellen Prävention tätig. Zum Glück seien die Österreicher über das Thema Internetbetrug im EU-Vergleich aber überdurchschnittlich gut informiert, so Kahn. Was ist also zu tun? „Ein Bewusstsein für die Gefahren der Anonymität im Internet entwickeln, Prüf- und Gütezeichen beachten, Virenschutz, Firewall und Updates!“, gab der Internet-Kriminologe den Zuhörern abschließend mit auf den Weg.

tma bedankt sich bei Dr. Elisabeth Zöckl, die der Redaktion diesen Text zur Verfügung gestellt hat.





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