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Airlines in Turbulenzen: Hohe Verluste durch die Corona-Krise

Das zweite Quartal 2020 hat der gesamten Airline-Branche historisch hohe Verluste gebracht. Austrian Airlines schloss zum Beispiel die Monate April bis Juni mit 99 Millionen Euro Verlust ab. Dies bedeutet, dass die Fluglinie jeden Tag rund eine Million Euro verloren hat.

Die mit milliardenhoher Staatshilfe gestützte Lufthansa Group flog bei einem Umsatzeinbruch von 80% einen operativen Verlust von 1,7 Milliarden Euro ein. Unter dem Strich brockte die Pandemie der Lufthansa im ersten Halbjahr rund 3 Milliarden Euro Verlust ein.

Die Lufthansa erklärte im Mai, voraussichtlich brauche sie 26.000 ihrer knapp 138.000 Mitarbeiter auf Dauer nicht mehr. Durch Personalabbau vor allem im Ausland verließen bereits 8.300 Beschäftigte das Unternehmen. Personalkostensenkungen durch weniger Lohn und mehr Teilzeit sollen die Zahl derjenigen, die gehen müssen, drücken.

Bei Austrian Airlines sank die Zahl der Mitarbeiter bisher von 6.999 auf 6.756. Langfristig könnten rund 20% Personal zu viel an Bord sein, denn selbst bis 2023 rechnet man nur mit 80% des Vorkrisenniveaus. Im Moment seien keine Kündigungen geplant, wie CEO Alexis von Hoensbroech bei der Präsentation der Quartalsbilanz versicherte. Mit Kurzarbeit könne man den Personalüberhang abfedern.

Ryanair: Minus 95 Prozent Umsatz

Bei Ryanair radierte die Pandemie im Zeitraum von April bis Juni stolze 95% des Vorjahresumsatzes aus. Der Billigflieger aus Irland machte bei einem Erlös von 125 Millionen Euro erstmals in der Firmengeschichte einen Nettoverlust, der mit rund 185 Millionen Euro aber im Branchenvergleich niedrig ausfiel.

Die Airline hatte im Frühjahr 3.000 der rund 19.000 Stellen zur Disposition gestellt. Die Beschäftigten können durch Lohnkürzungen um bis zu 20% und andere Zugeständnisse Arbeitsplätze retten. Bisher verloren gut 250 Büroangestellte ihre Jobs. Die Tochter Laudamotion wurde zum reinen Flugbetrieb degradiert.

Britisch-spanische IAG ist tiefrot

Die IAG wies im zweiten Quartal bei einer Umsatzhalbierung auf 5,3 Milliarden Euro einen Betriebsverlust von 1,37 Milliarden Euro aus. Belastungen wie das Ausmustern von Jets erhöhten den Verlust auf 2,2 Milliarden Euro netto. Die IAG hatte im April angekündigt, bei der britischen Tochter British Airways 12.000 Arbeitsplätze zu streichen - mehr als ein Viertel.

Mit der Gewerkschaft der rund 4.300 Piloten vereinbarte man Lohn- und Arbeitszeitkürzungen, sodass "nur" noch etwa 270 Cockpit-Beschäftigte über Kündigungen von Bord gehen müssen. Die Flotte der spanischen Tochter Iberia wird verkleinert. Wie viele Arbeitsplätze der Krise zum Opfer fallen werden, ist noch unklar.

Das gilt auch für den spanischen Billigflieger Vueling. Bei der irischen Tochter Aer Lingus sollen bis zu 500 und damit mehr als 10% der Beschäftigten gehen. Die österreichische Tochter Level Europe mit rund 240 Mitarbeitern wurde in die Pleite geschickt.

Air France-KLM: Kündigungen trotz Milliardenhilfen

Die französisch-niederländische Air France-KLM machte bei nur 1,18 Milliarden Euro Umsatz (minus 83% zum Vorjahr) einen Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro. Durch Abschreibungen auf stillgelegte Flugzeuge, Belastungen bei Termingeschäften gegen Ölpreisschwankungen und Rückstellungen für den Personalabbau summierte sich der Nettofehlbetrag sogar auf 2,6 Milliarden Euro.

Air France und die jüngere Schwester Hop! wollen zusammen 7.580 Arbeitsplätze streichen. Bei der Kernmarke sind das 16% der Stellen, beim Billigflieger mehr als 40%. Beschäftigte in Frankreich protestierten gegen den Stellenabbau bei der Airline, die der staatliche Eigner mit 7 Milliarden Euro stützt. Bei der niederländischen Tochter KLM sollen bis 2022 bis zu 5.000 der insgesamt 33.000 Stellen verschwinden. Der Staat hilft mit 3,5 Milliarden Euro Kredit aus der Krise.

Easyjet: Nur zehn von 350 Maschinen in der Luft

Der britische Billigflieger Easyjeterlitt in den drei Monaten bis Ende Juni umgerechnet knapp 360 Millionen Euro Verlust. Mit nur zehn ihrer 350 Flugzeuge im Einsatz kratzte die Airline 7,75 Millionen Euro Umsatz zusammen. Im Mai hatte Easyjet gewarnt, dass 4.500 Jobs verschwinden könnten - das wären 30%.

Viele Jobstreichungen in Skandinvavien

Der schon vor Corona angeschlagene Billigflieger Norwegian legt erst Ende August Zahlen vor. Im April wurden Tochterfirmen in Schweden und Dänemark geschlossen. Damit waren 4.700 Stellen in Cockpit und Kabine bedroht. Bei der schwedisch-dänischen SAS Airline sind nach früheren Aussagen bis zu 5.000 Stellen gefährdet - also etwa die Hälfte. Inzwischen haben die Großaktionäre Dänemark, Schweden und die Wallenberg-Stiftung ein Rettungspaket geschnürt.

Wizz Air fliegt kleinen operativen Gewinn ein

Der ungarische Billigflieger Wizz Air brachte schon ab Mai mehr Angebot als alle anderen auf den Markt. Von April bis Juni erreichte man damit operativ einen kleinen Gewinn von knapp 9 Millionen Euro, machte unter dem Strich aber bisher 57 Millionen Euro Verlust. Jeder fünfte der rund 5.000 Beschäftigten muss um seinen Job bangen. (apa/red)





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