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abta Lounge: „Reisen 2.0 - Vielflieger heute und morgen“

Die IT-Evolution, Big Data, das „Bell Boy Paradoxon“ und andere Leiden der vielgeprüften Vielflieger waren Themen der jüngsten abta Business Travel Lounge im Hotel Intercontinental in Wien.

Die wie immer sehr gut besuchte Veranstaltung stand unter dem Motto „Reisen 2.0 - Vielflieger heute und morgen“. Ing. Mag. Markus Gran, General Manager der Christof Holding (Anlagen- und Apparatebau) mit Sitz in der Steiermark, referierte über das „Bell Boy Paradoxon - Ein Naturgesetz“.

Michael Krebs, Head of Business Development der esentri AG, präsentierte frische Ideen zum Thema „Connected Travelling - Die Nutzung mobiler und vernetzter Prozesse und Apps für den Reisenden 2.0“ und Dr. Hans G. Zeger, Geschäftsführer der e-commerce monitoring GmbH und Obmann der ARGE Daten, befasste sich mit der Frage „NSA, EU und Datenschutz - Auf Vorrat sicher?“.

Das „Bell Boy Paradoxon“

„Der Koffer ist immer nach mir am Zimmer, egal wann ich diesen dem Bell Boy übergebe. Und je mehr ich unter Zeitdruck bin, desto länger dauert’s“. Dieses von Markus Gran mit Augenzwinkern beschriebene und „weltweit zu beobachtende Phänomen“ – von ihm als „Bell Boy Paradoxon“" bezeichnet – beschreibt recht gut die Probleme des Vielfliegers und seines Umfelds.

Von entscheidender Bedeutung für den modernen Nomaden sei die Dienstreise-Managerin, betont Gran. Sie steht in einer Sandwich-Position zwischen Reiseveranstalter, Firma und dem geplagten Vielflieger und ist immer als erste schuld, wenn etwas schief läuft. „Sie ist die erste, die angerufen wird, wenn ein Koffer mal nicht auftaucht. Und warum? Weil man verwöhnt ist“, mutmaßte Gran, Vielflieger seit 2003, der „bei einer Million Flugmeilen aufgehört hat zu zählen“. Die Dienstreise-Managerin verkörpert absolute Top-Fähigkeiten, aber Feedback bekommt sie fast nie.

Was können die Airlines für den Vielflieger besser machen? Er will nicht mit der Verpflegung „verarscht“ werden und wünscht sich schnellere und bessere Informationen über Flugausfälle und dergleichen. Und was ist mit dem Koffer in der Hotellobby? Wäre es nicht besser, diesen einfach mitzunehmen? „Das mach ich eh“, so Gran.

Die Evolution in der IT und der „Reisende 2.0“

„Connected Travelling“ existiert bereits in Teilen. Man ist digital vernetzt und organisiert sich stückweise während der Reise. Aber es könnte noch viel besser sein, findet Michael Krebs. Warum sind meine Daten im Hotel nicht schon längst intelligent vernetzt, sodass ich keine Probleme habe, wenn ich verspätet einchecke? Oder wie ist das mit der Spesenabrechnung? Diese nervt einfach, dabei könnte man hier vieles automatisch und intelligent vernetzen.

Die Devise muss sein: Abschaffen, was beim Reisen nervt, und vernetzen, um dieses angenehmer zu machen. Einzelne nützliche Apps gibt es zwar, aber die sind noch nicht miteinander sinnvoll verbunden. Die esentri AG, so Krebs, versucht, die Evolution in der IT zu nutzen und Dinge produktübergreifend intelligent zu vernetzen. Da viele Daten ohnehin schon irgendwo liegen, sei dieser Vernetzungsprozess technisch durchaus machbar. Er wird dem „Reisenden 2.0“ neue und bessere Möglichkeiten eröffnen, zeigte sich der Datenfachmann überzeugt.

Die „Datenkrake“ kocht auch nur mit Wasser

Datenschutzexperte Hans Zeger bemühte sich in seinem Vortrag, mit einigen Mythen rund um die viel gescholtene „Datenkrake“ NSA aufzuräumen. So gehe es der NSA nicht um vertrauliche Daten, sondern viel mehr um das Erfassen persönlicher Verhaltensweisen und Beziehungen. Die Zusammensetzung der gesammelten Splitter erlaube die Rekonstruktion solcher Beziehungen.

„Wir sind alle in diesem Geflecht, wissen aber nicht an welcher Stelle“, so der Experte. Zu hinterfragen sei der Mythos der gigantischen Datenmenge. Denn große Datenmengen gebe es nicht nur bei der Spionage. Vielmehr greift selbst die NSA auf die Kapazitäten großer Anbieter wie Google oder Facebook zurück. „Spannend wird es erst beim Verknüpfen und Verdichten. Da setzt die Arbeit der Nachrichtendienste an“.

Zum Mythos „Die NSA knackt alles“ meinte Zeger, auch diese „koche nur mit Wasser“. Gut Verschlüsseltes könnten auch die Geheimdienste nicht knacken. Und schließlich verzichten echte Terroristen sowieso auf Elektronik. Was die NSA allerdings kann: Sie erwischt die Zuträger oder die Zuträger der Zuträger. Früher wollte man vor allem die Täter finden, heute – nach 9/11 – die Netzwerke hinter den Tätern.

Wie die Entwicklung nun weitergehen werde, darüber könne man endlos spekulieren, so Zeger: „Wir sollten künftig nur nach Regeln sammeln, die den Grundregeln unseres Informationszeitalters entsprechen. Dazu brauchen wir eine internationale Grundrechts-Charta der Information, die einen Schutz vor willkürlicher Datenverknüpfung bietet und allen einen gleichberechtigten Zugang erlaubt“.

Dies würde sinnvolle Anwendungen weiterhin erlauben, aber willkürlichen Auswertungen einen Riegel vorschieben. Ob es – auch im Interesse der vielfach involvierten Reisebranche – gelingt, eine solche weltweit verbindliche Regelung zu schaffen, sei natürlich zweifelhaft. „Aber hoffen darf man ja“, schloss Datenschützer Zeger sein Referat vor den abta-Geschäftsreiseprofis. (red)





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