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Verringerte Drittschäden-Versicherungshaftung: Europa droht Flugstopp

Die europäischen Fluggesellschaften sind mit der EU-Kommission und den Staatsregierungen wegen der aufgrund der Terroranschläge drastisch verringerten Versicherungshaftung bei Drittschäden (beim Risiko „Terror und Krieg“) im Gespräch: Allen voran fordern die niederländische KLM, aber auch die deutschen Fluglinien von den Staaten, für das erhöhte Restrisiko aufzukommen. KLM, Swissair und Deutsche BA wollten angesichts der veränderten Versicherungsbedingungen nicht ausschließen, dass alle ihre Flugzeuge ab Montag 24.00 Uhr am Boden bleiben. Die AUA-Gruppe sieht derzeit keinen Grund, mit Flugstopp zu drohen, rechnet allerdings mit einer Explosion der Versicherungskosten.

Nach den Terroranschlägen in New York und Washington am 11. September haben die Versicherungen die Haftpflichtversicherungsverträge der Airlines für Drittschäden bei Anschlägen oder durch Kriegseinwirkungen mit Kündigungsfrist von einer Woche aufgekündigt. Den Luftfahrtgesellschaften sind neue Verträge mit einer Deckungssumme von 50 Millionen US-Dollar statt der bisher üblichen 1 Milliarde US-Dollar vorgelegt worden, wobei die neue Deckungssumme allgemein als zu niedrig abgelehnt wird. Einige Flughäfen erlauben Fluggesellschaften mit einem derart niedrigen Versicherungsschutz keine Landung, weshalb der gesamte Weltluftverkehr durch die Änderung der Deckungssumme in Frage gestellt wird. Kern des Problems sind die internationalen Rückversicherer, die sich nach den durch die Terrorangriffe verursachten Milliardenschäden von ihren Kunden, den eigentlichen Versicherungen, in der Frage der kriegs- und terrorbedingten Drittschäden zurückgezogen haben. Nur noch staatliche Haftungsgarantien der Regierungen könnten schnelle Abhilfe schaffen.
Weber kritisiert Versicherungen
„Wir brauchen eine Erklärung der Bundesregierung, dass sie für eine begrenzte Zeit diese Schäden im Fall des Falles übernehmen würde“, sagte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Luftfahrtunternehmen (ADL), Detlef Winter.
Der Lufthansa-Geschäftsführer Jürgen Weber geht davon aus, dass die europäischen Regierungen ab kommenden Montag die Haftung für eventuelle, kriegs- oder terrorbedingte Schäden an Dritten übernehmen werden. Weber kritisierte die Versicherungsgesellschaften scharf: Diese hätten die Verträge mit einer äußerst kurzen Frist gekündigt und damit ihre Probleme auf die Fluglinien umgewälzt. Gleichzeitig betonte Weber, die Deutsche Lufthansa sowie die Chartergesellschaft Hapag Lloyd würden trotzdem wie geplant fliegen.
KLM, Swissair, Deutsche BA vor Flugstopp?
Dagegen wollten Sprecher der niederländischen KLM – ebenso wie Swissair und Deutsche BA - am Freitag nicht ausschließen, dass die Flugzeuge der KLM ab Montag 24.00 Uhr am Boden blieben, falls es zu keiner Einigung mit der niederländischen Regierung kommt. Das Risiko, das mit den plötzlich veränderten Versicherungsbedingungen auf die Airlines zukommt, sei „nicht akzeptabel“: Banken und Flugzeug-Mietfirmen würden die Maschinen bei einer solch geringen Deckung nicht mehr starten lassen, sagte KLM-Sprecher Frank Houben. Die KLM fordert wie andere Fluggesellschaften die Regierungen in Europa auf, der Luftfahrtindustrie durch die Krisensituation zu helfen, da dies auch die USA tue. Befürchtet wird eine Verschiebung der Konkurrenzsituation zu Lasten der europäischen Airlines.