Skip to Content
Menü

Genaue Auswirkungen des Hochwassers „derzeit noch nicht abschätzbar“

Die aktuelle Hochwasserkatastrophe hat Österreichs Tourismuswirtschaft in unterschiedlichem Ausmaß beeinträchtigt. Laut Aussagen der Landestourismusbüros von Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und dem Burgenland sind vor allem Rad-, Wander- und Campingurlauber von der Flut betroffen; von dieser Seite kam es auch zu Stornierungen. Kaum Einbußen verzeichnet dagegen der Gesundheits- und Wellnesstourismus, verfrühte Abreisen und Stornos gab es hier und im Städtetourismus nur vereinzelt.

Die genauen Auswirkungen der Hochwasserkatastrophe auf die laufende Sommersaison bezeichnete ÖW-Generaldirektor Arthur Oberascher als „derzeit nicht abschätzbar“, in den Landestourismusbüros wird einerseits an einer ersten Berechnung der Schäden an der Tourismusinfrastruktur und andererseits der Auswirkungen auf die Nächtigungen noch gearbeitet.
Keine Informationen über Stornos oder verfrühte Abreisen liegen dem Salzburger Tourismusbüro vor: „Da sich die Lage wieder merklich entspannt hat und die kritischen Situationen nicht auf An- und Abreisetage gefallen sind, sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte Salzburgs Tourismusdirektor Leo Bauernberger. Für das kommende lange Wochenende erwarte man „Business as usual“.
In Oberösterreich geht die Tourismusbranche dagegen von einem zumindest geringfügigen Nächtigungsminus für die heurige Sommersaison aus, wie Johann Schenner in seiner Funktion als Präsident des Tourismuslandesverbands im Rahmen einer Umfrage feststellte. Von einer „großen Stornowelle“ kann zwar nicht die Rede sein, doch vorzeitige Abreisen und Stornos gebe es vor allem von Gästen, die in ihrer eigenen Heimat vom Hochwasser betroffen sind. Da Oberösterreich gerade für Kurzurlauber aus Süddeutschland bis Wien – Gebiete, die ebenfalls stark von der Flut betroffen sind – eine beliebte Naherholungsregion ist, trifft das Ausbleiben dieser Gäste das Land ob der Enns.
In Niederösterreich habe sich das Hochwasser in einigen Gebieten „katastrophal auf die Buchungslage“ ausgewirkt, sagte Marion Minarik, für PR und Presse bei der Niederösterreich Werbung tätig. Aufgrund der starken Überschwemmungen hätten fast alle klassischen Ferienhotels im Waldviertel mit Stornierungen und Schäden zu kämpfen.
Keine starken Buchungsrückgänge erwartet Wiens Tourismusdirektor Karl Seitlinger; kurzfristig könnte das Hochwasser jedoch etwas weniger Geschäft zur Folge haben.
Das Burgenland ist zwar von den Überschwemmungen selbst kaum betroffen, jedoch wird befürchtet, dass die wichtigen Inlandstouristen aus dem Westen und aus Niederösterreich ausbleiben.
Wirtschaftskammer: Hilfe für hochwassergeschädigte Betriebe
Die Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich hat bereits Gespräche mit Förderungseinrichtungen und Banken (vor allem der ÖHT) aufgenommen, um rasch Hilfe für alle durch die Flut in Not geratenen Tourismusbetriebe zu organisieren. Bundesspartenobmann KR Johann Schenner begrüßte die von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein angekündigte Sonderunterstützung; außerdem haben sich die Tourismussparte und die ÖHT darauf geeinigt, dass die Kreditansuchen von hochwassergeschädigten Betrieben mit Vorrang behandelt werden. In Restrukturierungsfällen soll zunächst die bestehende Umsatzgrenze von 363.364 Euro (5 Millionen Schilling) aufgehoben und die Unterstützung in Kooperation mit Regionalbanken vorgezogen werden. In einer rasch einberufenen Krisensitzung wurde auch die rechtliche Situation in Zusammenhang mit möglichen Stornierungen besprochen: Grundsätzlich empfiehlt die Tourismussparte, Gästen, die wegen des Hochwassers nicht anreisen können oder vorzeitig abreisen wollen, flexibel entgegenzukommen, etwa in Form von Gutscheinen, wie dies in Salzburg bereits praktiziert wird.
ÖW informiert Partner
Die Österreich Werbung (ÖW) informiert über ihre Büros die Tourismuspartner und Gäste in aller Welt mit aktuellen Infos über Wetterlage, Pegelstände, Straßen- und Bahnbehinderungen und ähnliches.
Donauschifffahrt vorerst eingestellt
Die DDSG hat ihre Donauschifffahrtsdienste sowohl in der Wachau als auch ab Wien mindestens bis 16. August 2002 eingestellt. Auch die Tragflügelboote nach Budapest und Bratislava verkehren vorerst nicht; Bratislava wird von der DDSG derzeit nicht bedient, die Passagiere nach Budapest werden mit Bussen befördert. Auch die Schiffe der Reederei Brandner fahren nicht, bei Brandner war das Büro in Wallsee wegen des akuten Hochwassers geschlossen. Bei See Tours wurde die aktuelle Donau-Kreuzfahrt in Bratislava abgebrochen, die Gäste per Bus zunächst nach Wien und dann nach Passau, dem Ausgangs- und Endpunkt der Reise, befördert. Man hofft auf eine baldige Besserung der Situation und hat deshalb die nächste Reise, die am 16. August beginnt, nicht abgesagt: Die Gäste werden mit dem Bus nach Bratislava oder Wien zum Schiff befördert, wo sie übernachten und von wo aus sie in der Folge alle Ausflüge plangemäß unternehmen werden. Es wird damit gerechnet, die nächste große Fahrt ins Donaudelta in 14 Tagen regulär durchführen zu können.
ÖBB: 50 Mio. Euro Schaden befürchtet
Die Schienen und Infrastruktureinrichtungen der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) sind von den Hochwässern stark in Mitleidenschaft gezogen worden: Rund 80 Kilometer Schienen wurden bisher überflutet, es gab und gibt teilweise erhebliche Verspätungen. Die ÖBB gehen von einer voraussichtlichen Schadenssumme von 30 bis 50 Millionen Euro aus. Die Kamptal-Bahn ist nahezu komplett zerstört, auch im Ennstal, im Selzthal und in den übrigen Hochwasserregionen gibt es schwere Schäden. Der Ost-West-Verkehr ist hingegen wieder gewährleistet: Seit Dienstag Vormittag ist die Westbahnstrecke wieder von Wien bis Vorarlberg befahrbar.
ÖVB hilft mit warmen Gustana-Mahlzeiten
Das Österreichische Verkehrsbüro (ÖVB) hilft den Opfern und den Einsatzkräften in den ersten Tagen nach der Flutkatastrophe mit der Lieferung von bis zu 10.000 warmen Mahlzeiten, die von den ÖVB-eigenen Betrieben Gustana und CSM gratis zur Verfügung gestellt wurden. Die ersten 3.000 Portionen wurden in Zusammenarbeit mit dem Roten Kreuz und dem Arbeitersamariterbund in Richtung Grafenwörth befördert.