Skip to Content
Menü

Positive Psychologie und utopisches Denken beim micelab:bodensee

Im jüngsten micelab:explorer des micelab:bodensee unter dem Motto „Zukunft & Zuversicht“ wurde erforscht, welchen Beitrag „utopisches Denken“ und die Positive Psychologie zur Gestaltung von Events leisten können. Impulsgeber waren der Vorarlberger Bertram Strolz und der Schriftsteller Ilija Trojanow.

|  micelab:explorer „Zukunft & Zuversicht“: Die Teilnehmenden mit den Impulsgebern Ilija Trojanow und Bertram Strolz (c) Michael Gleich

|  micelab:explorer „Zukunft & Zuversicht“: Schriftsteller Ilija Trojanow und Psychologe Bertram Strolz (c) Michael Gleich

|  micelab:explorer „Zukunft & Zuversicht“: Utopischer Spaziergang auf dem Gargellener Fensterweg (c) Michael Gleich

|  micelab:explorer „Zukunft & Zuversicht“: Piratengeschichten als Übung im utopischen Denken (c) Michael Gleich

|  micelab:explorer „Zukunft & Zuversicht“: Ilija Trojanow leitete eine Schreibübung in freier Natur (c) Michael Gleich

Der Hintergrund: Psychologische Kenntnisse sind generell nützlich, um Veranstaltungen auf die – mitunter widersprüchlichen – Erwartungen und Bedürfnisse der Teilnehmer zuzuschneiden. Die Positive Psychologie ist allerdings besonders gut geeignet, um Veranstaltungen lebendig und wirksam zu gestalten. Denn diese Disziplin untersucht, wie Wohlbefinden, Zufriedenheit und Zuversicht bei Menschen entstehen und wie sie sich mit praktischen Übungen steigern lassen.

Einer der beiden Impulsgeber im micelab:explorer war der Vorarlberger Bertram Strolz als Gründer der Akademie für Positive Psychologie. Ein zentrales Modell in seiner Arbeit nennt er „PERMA“ - eine englischsprachige Abkürzung, die für die fünf Säulen des menschlichen Wohlbefindens steht und laut Strolz „auch als Leitlinie bei der Formatplanung von Veranstaltungen dienen kann“.

Begegnungen, die Sinn stiften

Das P in PERMA umfasst dabei positive Emotionen wie Freude, Überraschung, Interesse, Dankbarkeit und Vergnügen. E steht für Engagement: Menschen empfinden Befriedigung, wenn sie einen Beitrag leisten und selbst wirksam sein können. Zu R (Relationships) sagt Strolz: „Gute Events ermöglichen Begegnung zwischen den Teilnehmenden, die auf gegenseitigem Wohlwollen beruhen.“

M (Meaning) bedeutet: Nicht nur sinnerfülltes Erleben, sondern auch Aha-Erlebnisse sind gemeint, wenn Informationen und Emotionen zusammen Sinn ergeben. A (Accomplishment) lässt sich schließlich mit Errungenschaft und Leistung übersetzen - also das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben und stolz darauf zu sein.

„Sich zu erlauben, stolz auf eine Leistung zu sein, war für mich eine wichtige Inspiration“, sagt Ruth Bader, Geschäftsführerin des Bodenseeforums in Konstanz: „Ein authentisches Gefühl von Stolz hat nichts mit Überheblichkeit zu tun. Wir sollten uns im Team, im Unternehmen und auch bei Veranstaltungen erlauben, uns über Erreichtes zu freuen, statt uns von falscher Bescheidenheit behindern zu lassen.“

Anleitung zum mutigen Träumen

Der zweite Impulsgeber im Labor war der Schriftsteller Ilija Trojanow. Er gilt als Meister des utopischen Denkens und wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Seine Definition zum Start: „Utopie muss sowohl individuell als auch gesellschaftlich gedacht sein. Eine rein gesellschaftlich definierte Utopie verliert ihre Gültigkeit, wenn sie den Menschen außer Acht lässt. Eine rein individuell definierte Utopie verliert ihre Wahrheit, wenn sie die Gesellschaft nicht im Sinn behält.“

Später formulierte er poetischer: „Utopie ist eine Beschwörung der Zukunft mit der kreativen Kraft der Fantasie. Es ist die Vorwegnahme von Veränderung im Reich der Imagination.“ Für sinnstiftende Veranstaltungen sei es wichtig, stets Visionen mitzudenken, wie sie Beiträge zu einer besseren Zukunft leisten können.

Das gelte nicht nur für das einzelne Event, sondern auch für die gesamte MICE-Branche, die sich - so der Titel einer Studie - „Von der Meeting Industry zur Meaning Industry“ wandelt. Bei einer Schreibübung konnten die Forschenden „mutiges Träumen“ selbst ausprobieren und mit den Kollegen reflektieren.

Utopien brauchen Freiraum

Christin Kiefer, stellvertretende Leiterin des Graf-Zeppelin-Hauses in Friedrichshafen, zog aus dem Labor ihre ganz persönliche Erkenntnis: „Wenn es Probleme gibt, die dringend gelöst werden müssen, ist der Kopf nicht frei, um utopisch zu denken. Es braucht einen Freiraum, um aus dem Alltag herauszutreten und gegenwärtige Muster gedanklich zu verlassen.“

Wie bei vergangenen Laboren lag der Schwerpunkt auf dem Erfahrungslernen. Bei Übungen zu Dankbarkeit, aktivem Zuhören und wohlwollenden Rückmeldungen erlebten die Teilnehmer, wie sich durch solche Interventionen die innere Stimmung und die Atmosphäre im Raum positiv veränderten.

Glaubenssätze als Bremsklötze

Es wurde aber auch deutlich, wie positive Bewertungen und stärkende Erfahrungen durch Glaubenssätze ausgebremst werden, die sich bereits in Kindertagen einprägen. „Freu dich bloß nicht zu früh“ kann Freude unterbinden - und „Stolz ist Sünde, Bescheidenheit eine Tugend" kann verhindern, dass man sich auf ganz natürliche Weise über erreichte Leistungen freut. Auch über eine gemeinsame Errungenschaft bei einer Veranstaltung.

Aus der Sicht von micelab-Kurator Michael Gleich lassen sich Übungen aus der Positiven Psychologie gezielt bei Meetings oder auch bei Großveranstaltungen einsetzen, „um das Wohlgefühl und die Zuversicht der Teilnehmenden zu stärken.“ Zum Thema „Zukunft & Zuversicht“ ist in der Reihe „Grenzenloses Eventdesign – Gespräche über gute Veranstaltungskultur“ eine neue Podcast-Folge erschienen.

13 Jahre micelab:bodensee

micelab:bodensee startete 2012 mit dem Ziel, lebendige Veranstaltungsformate zu entwickeln und Räume für gute Begegnungen, Austausch auf Augenhöhe und gemeinsames Lernen zu schaffen. Träger ist der Verein BodenseeMeeting. Gemeinsam mit Impulsgebern aus verschiedenen Disziplinen – von Architektur, Dramaturgie über Eventdesign bis zu Hirnforschung – führt die micelab-Community Forschungsmodule durch (micelab:explorer) und vermittelt die Erkenntnisse in Lernmodulen (micelab:experts) und Publikationen (micelab:extract).

Mitglieder sind elf Veranstaltungshäuser und Convention Bureaus aus der Vierländerregion Bodensee: Festspielhaus Bregenz, Convention Partner Vorarlberg, SAL – Saal am Lindaplatz, St.Gallen Convention Bureau, Würth Haus Rorschach, Bodenseeforum Konstanz, Milchwerk Radolfzell, Stadthalle Singen, Insel Mainau, Kultur- und Kongress-Zentrum Graf Zeppelin Haus Friedrichshafen und Inselhalle Lindau. Mitbegründer und Kurator des micelab:bodensee ist Michael Gleich vom Netzwerk der kongress tanzt. (red)





Weitere Artikel zu diesem Thema

micelab:bodensee erforschte die Inner Development Goals
mice


BodenseeMeeting e. V. hat einen neuen Präsidenten gekürt
mice


micelab:bodensee: Resilienz und lebendige Formate
mice