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Immer mehr Flugausfälle: Die Probleme sind hausgemacht

Das Bedürfnis, in die Welt zu reisen, ist wieder hoch – bei den Geschäftsreisenden, aber vor allem bei den Urlauber. Die Flughäfen bringt die massiv gestiegene Nachfrage jedoch aufgrund von Personalmangel an ihre Belastungsgrenzen.

Am kommenden Wochenende beginnen in Nordrhein-Westfalen die Ferien. Düsseldorf als größter Flughafen des bevölkerungsreichsten deutschen Bundeslands rechnet allein von Freitag bis Sonntag mit mehr als 200.000 Passagieren - in den Ferien insgesamt sogar mit 3 Millionen Fluggästen.

In den verkehrsreichsten Zeiten würden damit schon wieder fast so viele Passagiere abgefertigt wie vor der Corona-Pandemie, berichtet Flughafen-Chef Thomas Schnalke. Der Flughafen Köln/Bonn rechnet während der Ferien mit 1,75 Millionen Reisenden, was rund 86% des Vorkrisenniveaus entspricht.

Zu wenig Mitarbeiter an den Flughäfen

Das Problem ist jedoch, dass vielen Flughäfen und Airlines die Mitarbeiter fehlen, um diesen Ansturm reibungslos zu bewältigen - von der Passagierkontrolle über die Flugzeugabfertigung bis zu den Flugbegleitern. Denn zahlreiche frühere Flughafen- und Airline-Mitarbeiter haben sich in der Pandemie, als kaum noch Flugzeuge abgehoben sind, andere Jobs besorgt.

Derzeit würden nach Angaben der Flugverkehrswirtschaft in allen Bereichen rund 2.000 Mitarbeiter fehlen, berichtet das deutsche Bundesverkehrsministerium. Die Betriebsräte der Flughäfen schätzen den Gesamtbedarf bundesweit auf 5.500 Kräfte - und laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) fehlen sogar 7.200 Fachkräfte. Zugleich gebe es „keine Reserven mehr am Arbeitsmarkt", um diese Lücken zu füllen.

Personalmangel ist selbst gemacht

„Der akute Personalmangel ist selbstverschuldet", erklärt der Chef der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC), Stefan Herth. Die Unternehmen hätten die Pandemie als Vorwand genutzt, Stellen abzubauen und die Arbeitsbedingungen zu verschlechtern.

Jetzt habe die Branche für die Arbeitnehmer an Attraktivität verloren. Die Vereinigung Cockpit fordert daher eine konzertierte Aktion, an der neben der Politik und den Unternehmen auch die Gewerkschaften beteiligt werden, um die Probleme anzugehen.

Was die Flughäfen unternehmen

Um Schadensbegrenzung ist man bemüht. Der Flughafen Köln-Bonn etwa hat zusätzliche Personen für die Abfertigung eingestellt. Um die langen Schlangen am Düsseldorfer Flughafen zu verkürzen, kündigte die Bundespolizei eine Verstärkung für die Sicherheitskontrollen an.

Der Flughafenbetreiber Fraport in Frankfurt will angesichts der Personalengpässe bei der Abfertigung sogar Mitarbeiter aus der Verwaltung bis hin zum Vorstand einsetzen. Der Düsseldorfer Flughafenchef Schnalke warnte bereits, "dass die Reisen zahlreicher Passagiere mit Unregelmäßigkeiten, Verzögerungen und langen Schlangen beginnen oder enden".

Flugabsagen häufen sich

Die Flugabsagen häufen sich jedenfalls. So musste die Lufthansa-Tochter Eurowings aufgrund der Personalengpässe beim Bodenpersonal an den Flughäfen, aber auch wegen steigender Krankheitsfälle unter den Crews in den kommenden Tagen kurzfristig weitere Flüge aus dem System nehmen.

Die Ausfälle überträfen die Personalreserven, heißt es. Am Dienstag und Mittwoch fielen rund 40 von täglich rund 500 Flügen aus. Betroffen waren dabei vor allem die beiden größten Abflugorte Düsseldorf und Köln-Bonn. „Wir gehen davon aus, die Lage dadurch bis Ende Juni stabilisieren zu können", erklärt man bei Eurowings.

Der Fachkräftemangel dürfte sich aber noch weiter verschärfen, denn noch immer heben nicht so viele Flugzeuge ab wie vor der Corona-Krise. „Der reibungslose Start in den Sommerurlaub dürfte für viele eine unrealistische Hoffnung bleiben", warnt der IW-Ökonom Alexander Burstedde: "Mittelfristig muss die Branche daran arbeiten, als Arbeitgeber wieder attraktiver zu werden." (apa/red) 





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