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Zukunftsvision: Geschäftsreisen als real-digitales Ökosystem

Sichtlich hocherfreut, einander persönlich nach einer längeren Corona-Zwangspause wiederzusehen, zeigten sich die Teilnehmer der ersten abta Business Travel Lounge im Flemings Selection Hotels Wien-City, die im Anschluss an die Generalversammlung 2022 mit der Wahl eines neuen Vorstands stattfand.

Neo-Präsident Roman Neumeister konnte dazu die Trend- und Zukunftsforscherin Christiane Varga begrüßen, die einen spannenden Vortrag über die Zukunft der Geschäftsreisen mit dem Titel „Vom neuen Wert des Reisens in einer Unterwegskultur“ hielt.

„Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen, schon bestehende Entwicklungen haben sich durch die Corona-Pandemie nur verstärkt. Hybrid-Events und Hybrid-Meetings werden zur Norm, Metaverse & Co versprechen eine neue Meeting-Kultur, der CO2-Abdruck soll verringert werden - und das alles findet in einer Zukunft statt, die so ungewiss ist wie nie zuvor“, so Varga zu Beginn ihres Vortrags.

Die Zukunft und der Wandel

Um die Zukunft zu verstehen, sei es notwendig, ein Grundverständnis für den Wandel zu entwickeln: Unser Gehirn sei eine wahre Zukunftsmaschine, die gestalten möchte und immer nach vorne ausgerichtet sei - also Wachstum im Sinn hätte. Gleichzeitig sei es aber auch ein Zukunftsvermeider, möchte Ruhe haben, Balance halten, Energie sparen. Aus diesem Konflikt heraus würden sich viele Menschen heute überfordert fühlen.

Es gebe hier einige Denkfallen. Vor allem das lineare Denken gehöre dazu: Man habe stets die Fortsetzung des bereits Gekannten im Sinn. Zukunft funktioniere jedoch nicht linear, sondern finde in Schleifen statt: „Entwicklung ist Fortschritt, Schleifen, Rückschritt, Stagnation, Regeneration. Das Leben ist ein Zyklus und keine Gerade“, betonte Varga.

Entwicklung zur Netzwerkgesellschaft

Die Krise habe sich schon vor Corona abgezeichnet und während der Pandemie nur verstärkt, weil das alte System nicht mehr zum heutigen Leben passe. „Aufgrund der zunehmenden Individualisierung entwickeln wir uns immer mehr zu einer Netzwerkgesellschaft. Alles wird schneller. Der Wandel - angetrieben durch die Digitalisierung - ist viel dynamischer, wir fühlen uns oft überfordert“ so Varga.

Die Gesellschaft von heute sei viel ausdifferenzierter als früher. Zudem bleiben die Menschen heute viel jünger und fitter. Das heißt: Es kommt zu einem sogenannten Down-Aging. „Im Schnitt ist jede Generation heute um 7,4 Jahre jünger als früher“, rechnete Varga vor. Das beeinflusse natürlich auch das Reisen.

Business und Freizeit vermengen sich

Varga nannte vier Megatrends, die den meisten Einfluss auf die Geschäftsreisen haben: Individualisierung, New Work, Mobilität und Konnektivität. Sie führen dazu, dass sich Business- und Freizeitreisen immer mehr vermengen. Früher waren Zuhause und Arbeit streng getrennt. Das ändere sich stark. Wesentlicher Grund dafür sei die Digitalisierung.

„Wohnen“ lagere sich immer mehr nach außen aus. Man könne heute von überall arbeiten - und dies habe natürlich auch großen Einfluss darauf, wie die Menschen reisen. Die Lebenssphären „Zuhause, Arbeit, öffentlicher Raum“ verschmelzen. Laut einer Studie von Ikea verknüpfen nur mehr 7% ihr Zuhause mit einem Ort. 37% glauben, dass das Konzept eines Zuhauses mehr als nur vier Wände bedeutet.

Die „Unterwegsgesellschaft“ ist schon Realität

Diese „Unterwegsgesellschaft“ werde sich in Zukunft noch verstärken und es werde sogar zu einer gewissen Metamobilität kommen. Das materialisiere sich in der Art, dass zum Beispiel verschiedene Möglichkeiten unter einem Dach vereint werden und der Gedanke der Gemeinschaft großgeschrieben wird.

Varga nannte hier als Beispiel das „Zoku-Konzept“ (live, leisure, work, meet), das unter anderem auch in Wien realisiert wurde: Ein Hotel fungiert als „Community Building“, in dem nicht nur Hotelgäste und Studenten wohnen, sondern auch Bewohner aus der Nachbarschaft neue Kontakte und Kooperationen finden. Kurz gesagt: „Lokalhood for everyone“.

Geschäftsreisen als real-digitales Ökosystem

Business und Leisure („Bleisure“) werde immer mehr verbunden. Damit gehen die Anforderungen an Unterkünfte und Destinationen immer mehr in Richtung „Wohnen“. Das fordere die Infrastruktur in und außerhalb der Unterkunft heraus, stellte Varga fest.

„Künftig werden Businessreisen seltener sein, dafür werden aber neue Ansprüche an sie gestellt. Die Dauer wird stärker variieren. Auch werden sie künftig vermehrt in ländlichen Regionen stattfinden, die durch Corona eine starke Aufwertung erfahren haben“, lautete die Prognose der Zukunftsforscherin.

Zum Abschluss gab sie sich überzeugt, dass Businessreisen NICHT vor allem in der digitalen Welt stattfinden werden. „Im Gegenteil: Je digitaler alles wird, umso wichtiger wird für die Menschen die reale Begegnung sein. Geschäftsreisen werden daher in Zukunft als real-digitales Ökosystem gesehen“, lautete das Resümee von Varga. (red)





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