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Verschwiegenes Geschäft: Der Run auf Lösegeldversicherungen

Lösegeldversicherungen - sogenannte Kidnap & Ransom Policen (K&R) - erleben aktuell einen massiven Aufschwung. Vermutlich ist es der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) geschuldet, dass sie bei den Unternehmen wieder hoch im Kurs stehen.

"Das Geschäft ist sehr verschwiegen und das Vorhandensein einer solchen Police darf nur einem eingeschränkten Personenkreis bekannt sein", berichtet Andreas Radelbauer, der bei Corporate Trust für die DACH-Region als Crisis Risk & Response Consultant für das Thema verantwortlich ist und bereits in zahlreichen Krisengebieten weltweit zum Einsatz kam.

Bis 1998 waren diese Versicherungen in Deutschland sogar noch verboten. Zu groß war die Angst, dass Entführer dadurch erst animiert werden könnten, weil die Bezahlung des Lösegelds ja schon geklärt sei. Auch heute noch dürfen solche Produkte nicht beworben werden.

"Daher ist es speziell für KMUs in der DACH-Region schwer, relevante Informationen über diese Form der Risikoabsicherung zu erhalten", so Radelbauer. Gerade der Mittelstand habe sich im Rahmen der Globalisierung jedoch immer weiter in Krisengebiete vorgewagt.

143 entführte Deutsche seit dem Jahr 2010

Wie die deutsche Bundesregierung erst vor kurzem auf Anfrage bekannt gab, wurden seit 2010 nicht weniger als 143 Deutsche im Ausland entführt. Im Schnitt bedeutet das jeden Monat mindestens eine Entführung - und damit eine riesige Herausforderung für jedes Unternehmen.

"Kommt es zum Extremfall, laufen sie Gefahr, bei länger anhaltenden Entführungen und den damit verbundenen Millionenzahlungen ihre eigene Existenz zu gefährden", weiß der Experte: "Deshalb sind Kidnap & Ransom Policen aufgrund der Fürsorgepflicht mittlerweile für viele Unternehmen fester Bestandteil des Risikomanagements geworden, wenn sie Mitarbeiter ins Ausland entsenden".

Die Spezialversicherungen decken nicht nur die Bezahlung des Lösegeldes, sondern auch die Kosten für den Krisenberater, die Rückholung oder Evakuierung, den vorübergehenden Personenschutz, zusätzliche Kosten für Dolmetscher, medizinische Dienste oder die psychologische Betreuung.

Krisenmanagement im Fokus

Das Krisenmanagement spielt bei einer Entführung, bei der es um Menschleben geht, eine wesentliche Rolle. Nur die wenigsten Unternehmen haben Erfahrung mit einem solchen Vorfall oder sind professionell darauf vorbereitet. Daher ist es wichtig, erfahrene Spezialisten mit an Bord zu haben. Die Versicherer bieten im Rahmen der Fürsorgepflicht teilweise präventive Schulungen durch Profis oder eine Vorbereitung für Reisende an.

Mittelständische Unternehmen haben dabei besondere Anforderungen, aus denen die Versicherungswirtschaft gelernt hat, betont Radelbauer: "Waren es früher überwiegend Engländer oder Amerikaner, die als Verhandler eingesetzt wurden, geht der Trend innerhalb der DACH-Region eindeutig zu Krisenberatern aus dem deutschsprachigen Raum". (red)





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