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abta–Jahrestagung Tag 1: Große Herausforderungen

Unter dem Motto „Neue Herausforderungen an Mobilität“ fand dieses Jahr die Jahrestagung der abta vom 11. bis 12. Juni in Schloss Seggau in der Südsteiermark statt. Rund 80 Manager der österreichischen Geschäftsreisebranche nahmen an dem anspruchsvollen Programm – GDS-Gebühren, Reisesicherheit, Social skills, Autos der Zukunft, Ukraine-Krise u.v.m. - teil.

Hanno Kirsch, Präsident der abta, konnte neben Dirk Gerdom, Präsident des VDR (Verband Deutsches Reisemanagement), eine Reihe hochkarätiger Referenten begrüßen. Moderiert wurde die Tagung von Hannes Schwarz, Geschäftsführer FCm Travel Solutions, und Markus Grasel, Travel Manager bei A1 Telekom.

AUA „in der Gestaltungsphase“

„Die AUA ist von der Umstrukturierungsphase in die Gestaltungsphase getreten“, stellte Johannes Walter, Interim Vice President Global Sales & Distribution, eingangs fest. Das bedeute u.a. den Einkauf neuer Flugzeuge (Embraer Jets ersetzen Fokker Flotte), die Aufnahme neuer Destinationen wie z.B. Odessa und Manchester, den Ausbau der Langstrecke (Nordamerika) und den neuen Markenauftritt unter dem Dach von „MyAustrian“. Der neue Markenauftritt stehe für Individualisierung, die AUA werde künftig „rot-weiß-roter“ – und MyAustrian solle dieses Bestreben widerspiegeln.

16 Euro-Extra-Gebühr

Zur heißen Diskussion kam es dann bei Fragen zum Thema 16 EUR Extra-Ticketgebühr, die die Lufthansa Group ab 1. September bei Buchungen über GDS (Global Distribution Systems) einheben wird. Als Grund für die Einführung der Extra-Ticketgebühr nannte Walter die immer stärker individualisierten Grundbedürfnisse der Kunden. Um diesen zu begegnen, bedürfe es einer grundlegenden Änderung der Distributionslandschaft. Die bisherigen vertraglichen Rahmenbedingungen hätten es aber nicht ermöglicht, die Distribution zu „innovieren“. Airlines wollen über den „content“ entscheiden und sicher gehen, dass Innovation möglich ist. Innovation sei für Airlines allerdings nur in einem neuen Vertragskonstrukt möglich. Kunden hätten viele Möglichkeiten zu buchen, je nach zugrunde liegender Technologie. Für die Abwicklung komplexer Reisebuchungen seien die GDS-Systeme von Vorteil. Zur Höhe der Gebühr befragt, antwortete Walter: Diese orientiere sich an den für die LH Group entstandenen Mehrkosten für GDS-Buchungen im Vergleich zum Eigenvertrieb.

Kontroversielle Diskussion zur GDS-Gebühr

Von Publikumsseite wurde sehr kontroversiell diskutiert: So warf Hannes Schwarz/FCm ein, dass die meisten Buchungen über GDS gingen, der Kunde werde abgestraft und es beträfe nicht nur die Firmenkunden, sondern alle Kunden. Der Direktvertrieb sei keine Alternative, blähe den Apparat im Travel Management nur auf. Außerdem wäre auch der Sicherheitsaspekt zu beachten: Bei Internetbuchungen könne man den Reisenden von Unternehmen nicht auf seiner Route verfolgen, das Internet könne man auch nicht anrufen.

Auf den Vorwurf, dass die Gebühr zulasten der Kunden gehe, entgegnete Walter, es ginge nicht darum Gewinn zu lukrieren, sondern um nach dem Verursacherprinzip vorzugehen. Schwarz: Man hätte eine Preiserhöhung machen können, das wäre fairer gewesen, und nicht bewusst einen Distributions-Kanal schlechter stellen. Es sind jedenfalls weitere Gespräche mit den Verbänden (auch mit dem europäischen Reiseverband) und der LH Group geplant und man hofft, einen gemeinschaftlichen Weg zu finden.

Interkulturelle Kompetenz – wichtiges Asset 

Wie wichtig bei Geschäftsreisen eine gute Vorbereitung auf die Kultur anderer Länder ist, zeigte Markus Ehrensberger, Geschäftsführer eXperiences.at, anhand einiger anschaulicher Beispiele auf. Insbesondere beim Verhandeln mit Japanern empfiehlt er, sich vor der Reise mit den dort geltenden Regeln im Geschäftsleben gründlich zu beschäftigen (Business Card, Kleidung, Geschenke, Hierarchien), denn „man verliert mehr Geschäft, wenn man Interkulturelles nicht beachtet“.

So sei für Japaner korrekte Kleidung und gepflegtes Äußeres (Anzug, kein Dreitagesbart) extrem wichtig. Großen Wert haben auch Visitenkarten (möglichst abgerundeten Ecken - zeigt Manager-Status, tolles Design, mit rechter Hand übergeben). Zudem ist es ratsam, die Hierarchie zu beachten (Begrüßung), im Restaurant sollte man nicht die Menükarte zur Hand nehmen – bedeutet, dass man die Rechnung übernimmt (Japaner zahlen immer beim Essen). Hat man einen Fauxpas gemacht, lächeln Japaner!

ERV: In Ausnahmefällen passiert ein Unfall…

„Kunden sind es gewohnt, für das Auto oder die Wohnung eine Versicherung abzuschließen. Eine Reise macht man seltener, daher sind Kunden noch nicht gewohnt, eine Reiseversicherung abzuschließen – man muss es ihnen sagen,“ stellte Andreas Sturmlechner, Vorstandsmitglied der Europäischen Reiseversicherung sowie der abta, in seinem Vortrag fest. Das gelte auch für eine Geschäftsreise. Denn jedem könne alles passieren – in Ausnahmefällen ein Unfall, ganz selten eine Katastrophe - und führt dazu Zahlen an: Jedem 50. passiert etwas, jeder 300. muss ins Krankenhaus.

Wenn etwas passiert, ist es zur Hälfte eine Erkrankung oder ein Unfall. Eine Reiseversicherung lohne sich, um sorgenfrei auf Geschäftsreise gehen zu können. Und wenn einmal etwas Gravierendes passiert, dann braucht man die Hilfe einer Reiseversicherung – ein Komplettschutz kann lebensrettend sein. Pro Tag verzeichnet die Europäische sieben Notfälle.

Tripwolf: mobile Reiseführer App aus Wien

In die Start-up Welt entführte Wilfried Schaffner, CEO der Tripwolf GmbH, Online- und Mobile Reiseführer mit Sitz in Wien. „Mobile Kommunikation erfindet das Reisen neu und hilft uns bei der persönlichen Reisegestaltung nach dem Zyklus Dreaming-Planning-Booking-Experiencing-Sharing“, so Schaffner. In seiner Form hat Tripwolf als Anbieter von digitalen Reiseführern die Welt des Reisens revolutioniert.

Die mobile Reiseführer-App kombiniert klassische Reiseinformationen aus Print-Reiseführern mit Tipps von Tausenden Reisenden aus aller Welt. Bis zu einer Million User besuchen monatlich die Web-Plattform tripwolf.com, und mehr als 200.000 registrierte tripwolf-Community-Mitglieder schreiben Bewertungen oder laden Reise-Fotos hoch. „Wir haben jetzt bereits über 7 Mio. Downloads und sind Marktführer in Deutschland, Österreich und der Schweiz“. Besonders stolz ist Schaffner auf die strategische Partnerschaft des Unternehmens mit dem Langenscheidt Verlag.

Auch im B2B Travel sei man mittlerweile gelandet: So bekommen verdiente Lufthansa-Kunden den Tripwolf als Dankeschön zur Erhöhung der Kundenbindung, und Sixt bietet aktiv den Tripwolf als Incentive an.

Carl Ludwig Richard – Erfolgsgeschichte in 3. Generation

Faszinierend war für die abta-Teilnehmer die Geschichte von Unternehmerpersönlichkeit KR Dr. Carl Ludwig Richard, Grandseigneur der österreichischen Reisebranche. Befragt von Hannes Schwarz erzählte Richard von den Anfängen des Unternehmens, als sein Vater mit Bussen den Personenverkehr begann. Der Vater hatte in den 60iger Jahren erkannt, dass Wien wachsen würde und das Geschäft mit Bussen im Linienverkehr besser und ausbaufähiger als im Gelegenheitsverkehr wäre. Ab 1967 gab es dann einen Gemeinschaftstarif für alle Busse, vorher musste man in den Richard Bussen immer extra bezahlen. 1969 hatte der Vater das Reisebüro Austrobus gekauft, wo Carl Ludwig IV zu arbeiten begann. Bei diesem Büro waren auch die Stadtrundfahrten dabei.

Innerhalb eines Jahres gelang es ihm, die Marktanteile zu verdoppeln - sein erster Erfolg als Unternehmersohn. Aus den Stadtrundfahrten wurden dann zusammen mit dem ÖVB und Cosmos (heute Elitetours) die Vienna Sightseeing Tours gegründet. Seit 1972 stand dann das Reisebürogeschäft im Mittelpunkt seines Tuns. Ab diesem Zeitpunkt wurden sehr viele kleinere Reisebüros mit Nachfolgeproblemen übernommen, die gesamte Struktur in der Reisebürobranche hatte sich geändert. Austrobus hatte auch einen Veranstalter „Bustours Austria“ gemeinsam mit dem Verkehrsbüro und Ruefa. Nach der Fusion ÖVB mit Ruefa hat sich die Kooperation gelockert.

Neues Geschäftsreisefeld 

Dann wurde „Columbusreisen“ für Gesellschafts- und Kulturreisen gegründet. Parallel wurde schon seit 1969 ein Geschäftsreisefeld aufgebaut, das durch größer gewordene Zuwächse zu Lufthansa City Center wurde. Nach Beendigung als LH City Center habe man eine internationale Anbindung gesucht und diese 2008 mit FCm, einem australischen Unternehmen, als Partner gefunden.

Mittlerweile leiten seine Söhne bereits das Unternehmen, Carl Ludwig IV selbst ist schon seit zehn Jahren nicht mehr operativ tätig. Voriges Jahr wurde das Internetunternehmen „Fernbus.de“ gegründet, dieses mit Flixbus fusioniert - heute fahren sie mit 40 Stockbussen die Strecken Zürich/Berlin und München/Berlin. Hauptgeschäft sei der Bus als Zubringer zum öffentlichen Verkehr. Der Busbereich sei wertvoller als der Reisebüro-Bereich, letzterer bringe aber mehr Umsatz, wie Richard erklärte.

Elisabeth Zöckl