BT4Europe fordert dringende Reform der A1-Bescheinigung in der EU
BT4Europe - das Europäische Netzwerk der Geschäftsreisenverbände - fordert die Europäische Union auf, eine Befreiung von der A1-Zertifizierungspflicht für kurzfristige Geschäftsreisen mit einer Dauer von bis zu 14 Tagen umzusetzen und dadurch den Verwaltungsaufwand zu verringern.
Das derzeitige System, das ursprünglich für langfristige Entsendungen konzipiert war, sei "für die heutige schnelllebige und kurzfristige Geschäftsmobilität unverhältnismäßig komplex und zeitaufwändig", kritisiert BT4Europe in einem offenen Brief. Die Folge sei eine "untragbare Belastung" für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Behörden und Nichtregierungsorganisationen.
Hindernis für die Mobilität in der EU
Seit der Umsetzung der Verordnung (EG) 883/2004, die zur Koordinierung der sozialen Sicherheit entwickelt wurde, ist selbst für die kürzesten grenzüberschreitenden Dienstreisen eine A1-Bescheinigung zum Nachweis des Sozialversicherungsschutzes erforderlich - unabhängig von Risiko oder Zweck. Dazu gehören interne Besprechungen, Schulungen, Messen und andere vorübergehende Aktivitäten.
"Für eine zweitägige Konferenz über eine Grenze zu fahren, sollte nicht die gleiche Bürokratie erfordern wie eine mehrmonatige Entsendung", sagt Odete Pimenta da Silva, Vorsitzender der A1-Arbeitsgruppe und Schatzmeister von BT4Europe: "Diese Ineffizienz ist ein Preis, den sich die Unternehmen und Verwaltungen in der EU nicht mehr leisten können. Sie behindert die wirtschaftliche Agilität, belastet die KMU und untergräbt die Ambitionen der EU für einen dynamischeren und stärker integrierten Binnenmarkt."
Das enorme Ausmaß der Belastung
Die Analyse von BT4Europe zeigt, dass A1-Bescheinigungen einen enormen Verwaltungsaufwand verursachen: Allein in Deutschland wurden im Jahr 2022 fast 490.000 A1-Anträge gestellt, was mehr als 81.000 Stunden Unternehmenszeit und fast 368.000 Stunden für Behördenmitarbeiter in Anspruch nahm. Das entspricht mehr als 1.000 Vollzeitstellen im öffentlichen und privaten Sektor.
Dabei bestätigt eine aktuelle VDR-Umfrage, dass 98% der grenzüberschreitenden Geschäftsreisen aus Deutschland im Jahr 2024 weniger als fünf Tage dauerten, was das Missverhältnis zwischen Reisedauer und bürokratischem Aufwand verdeutlicht. In der gesamten EU waren es im Jahr 2022 sogar mehr als 2,5 Millionen A1-Anträge, die den europäischen Verwaltungen und Unternehmen mehr als zwei Millionen Stunden kosteten.
Konkrete Vorschläge für eine Reform
BT4Europe fordert die politischen Entscheidungsträger in der EU auf, im neuen Legislaturzyklus schnell zu handeln. Zu den wichtigsten Empfehlungen gehören:
- 14-tägige Ausnahmeregelung: Beseitigung der A1-Anforderungen für Geschäftsreisen für bis zu 14 aufeinander folgende Tage.
- Klare Definition von Geschäftsreisen: Dazu gehören Besprechungen, Besuche vor Ort, interne oder Kundenaudits, Konferenzen, Produktdemos, Seminare und ähnliche nicht-kommerzielle Aktivitäten.
- Verpflichtende Digitalisierung: Standardisierung und Digitalisierung von Prozessen in allen Mitgliedstaaten auf der Grundlage der Initiative für den Europäischen Sozialversicherungspass (ESSPASS).
Diese Änderungen würden voll und ganz im Einklang mit dem Ziel der Europäischen Kommission stehen, die Berichtspflichten um 25% (und für KMU um 35%) zu senken, betont Pimenta da Silva: "Eine praktische, verhältnismäßige und digitale Lösung ist in Reichweite. Lassen Sie uns die Bürokratie abbauen und Europas Unternehmen zu dem zurückkehren lassen, was sie am besten können: Wachstum, Innovation und Vernetzung über Grenzen hinweg fördern." (red)